Ich habe seit meinem 16. Lebensjahr eine Historie der HWS-Verletzungen hinter mir. Trotz MRT und Röntgen hatte bisher kein Arzt etwaige Probleme, geschweige denn die Notwendigkeit einer Therapie erkannt. Und so wusste ich auch gar nicht, dass ich ein HWS-Syndrom habe. Ein weiterer Klassiker aus den Geschichten der Schulmedizin. Die letzte Verletzung hat mir ein Akupunkteur hier in Hoi An angetan, als er meine HWS, ohne mich zu fragen, eingerenkt hat. Das erste Mal fühlte sich noch gut an und ich hatte keine Ahnung, dass das generell eine komplett kontraproduktive und falsche Behandlung war. Die zweite Runde bescherte mir dann anhaltende HWS-Symptome, diesmal sehr intensiv. Doch eins nach dem anderen.
1. HWS-Verletzung mitten im Dschungel
Die HWS-Verletzung, mit der ich im Dezember 2023 das erste Mal zu Hiếu kam, zog ich mir 2021 im kolumbianischen Dschungel zu. Aus Mangel an Behandlungsmöglichkeiten schleppte ich die Symptome unbehandelt mir herum, bis ich mehr und mehr Probleme mit meinem rechten Arm und der Hand bekam. Immer öfter machten sich Taubheitsgefühle breit und total verspannt war ich sowieso. Das Arbeiten am Laptop machte mir schon lange zu schaffen. Typische Symptome für das HWS-Syndrom.
2. HWS-Therapie in Hoi An: Check bei Hiếu
Also machte ich vor knapp einem Jahr endlich Nägel mit Köpfen und hatte Glück, dass Hiếu hier in Hoi An stationiert ist. Ein junger Physiotherapeut, der sich wachsender Beliebtheit erfreut.
Zugegeben muss man schon ein bisschen mutig und abgehärtet sein, wenn man sich hier solch einer intensiven und wichtigen Behandlung unterzieht. Generell spricht kaum jemand Englisch, wenn, dann schlecht und auch mit Hiếu konnte ich mich kaum verständigen. Wir haben das mit Händen und Füßen, unseren Herzen und später per Messenger mit Übersetzungen geregelt. Zudem ist die Behandlungssituation ganz anders, als man es als Mitteleuropäer gewöhnt ist.
Als ich das erste Mal zu Hiếu kam, ihm meine Situation schilderte und er meine Halswirbelsäule angesehen hat, hat er mich bereits überzeugt und ich wusste, dass ich ihm vertrauen kann. Er hat mir gleich gesagt, dass meine Halswirbelsäule schief ist und er zwei Wochen braucht, um sie wieder „hinzubiegen”. Ich müsse täglich kommen (außer Sonntag). Und das von einem Tag auf den anderen. Unkompliziert, unbürokratisch, spontan. Such das mal in Deutschland!
2. 1. Spezielle Wirbelsäulenmassage für das HWS-Syndrom
Gesagt getan. Hiếu bearbeitet die Halswirbelsäule mit einer speziellen Massagetechnik, die ich sonst noch nirgends bekommen habe. Abgesehen davon hat mir in der Vergangenheit ja auch noch kein einziger Arzt gesagt, dass ich ein Problem mit der Halswirbelsäule, geschweige denn ein HWS-Syndrom, habe, was mir nun letztlich zum Verhängnis wurde. Mit der Massage lockert er die Muskeln entlang der Halswirbelsäule, so dass die Wirbel wieder in ihre normale Position zurückfinden. Zumindest, so gut es noch geht. Zudem zieht er die HWS lang (Traktion) was für mich mit am angenehmsten ist. Neben der speziellen Massagetechnik wendet er Infrarotlicht, Ultraschall, Elektrotherapie und weitere Techniken zur Entspannung der Rückenmuskulatur an.
Er hat bei unserer ersten Runde Wort gehalten und war nach 12 Sitzungen fertig mit der Arbeit. Er hatte mir damals bereits zu einem MRT geraten, was ich nicht mehr machen wollte, da es mir ja besser ging. Angesichts des folgenden Behandlungsfehlers wäre das rückblickend evtl. schlauer gewesen. Doch vielleicht hätte es auch nichts geändert. Gefehlt haben mir schon damals allerdings gezielte Übungen zur Stabilisierung der Halswirbelsäule, denn das ist ein sehr wichtiger Faktor.
3. Ein Akupunkteur hat seine Kompetenzen überschritten
Um den Heilungsprozess meiner Magenschleimhautentzündung zu unterstützen und meinen Schlaf zu verbessern, suchte ich ab Januar 2024 einen Akupunkteur auf, der sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreut. Die Sitzungen bei ihm waren wirklich schwierig für mich, da überhaupt keine Verständigung möglich war, er ein sehr grimmiger Vertreter und nicht zimperlich ist. Ich habe über viele Sitzungen Schmerzen ausgehalten im festen Glauben daran, dass es danach besser wird. Was es auch wurde. Zumindest mein Allgemeinzustand, Schlaf und Magen.
Doch der alte Vietnamese behandelt nicht nur mit Nadeln, sondern renkt auch ein. Die Menschen stehen hier ziemlich auf brachiale Methoden. Ich mag Einrenken, doch er hat sich eben nicht erkundigt, ob das am Kopf okay ist und einfach gemacht. Wie ich später von Hiếu erfahren habe, hat er es auch nicht gut gemacht, da man die HWS so einfach nicht behandelt. Viel zu brachial und eben falsch.
Wie bereits erwähnt, habe ich ein übles HWS-Syndrom davongetragen und das, kurz nachdem Hiếu alles wieder gerichtet hat.
4. HWS-Syndrom: Runde zwei bei Hiếu
Ich suchte also wieder Hiếu auf, um ihn die Situation einschätzen zu lassen. Diesmal hatte ich auch ein MRT veranlasst, das mich ziemlich niedergeschmettert hat. Mehrere Wirbel betroffen, 2 Bandscheiben ein Stück raus, Spondylose (Entzündung) in den Wirbeln. Meine Symptome waren so schlimm wie noch nie.
Versuche, dem Akupunkteur und seinem Sohn, der für ihn die Übersetzung vermittelt hat, klar zu machen, was er falsch gemacht hat, blieben vergeblich. Dazu muss man sagen, dass die Vietnamesen äußerst stur sind und keine Fehler eingestehen. Das ist nicht nur unsere Erfahrung. Sie haben grundsätzlich Recht und wenn es ein Problem gibt, wird das konsequent abgewiesen. Im Service-Bereich finden sie dann freundlich andere Lösungen für dich, ohne einzugestehen, wo der Fehler lag, doch es gibt zumindest noch Service. Bei dem Akupunkteur habe ich allerdings auf Granit gebissen und du kannst dir vielleicht vorstellen, wie frustrierend das war. Er hat mir ziemlich geschadet und ich muss nun mit den dauerhaften Konsequenzen leben.
Diesmal lautete Hiếu’s Prognose: Drei Monate Behandlung, täglich kommen. Puh … letztlich hat auch das unseren Aufenthalt in Hoi An verlängert, denn eigentlich wollten wir gern weiterreisen.
4. 1. HWS-Syndrom Symptome: Drei Monate später
Ich habe durchgezogen. In westlichen Ländern hätte ich so eine intensive, tägliche Behandlung vergeblich suchen können! Dafür bin ich Hiếu unglaublich dankbar. Erneut hat er also die Position meiner HWS wiederhergestellt und die gröbsten Probleme beseitigt.
Für die weitere Feinarbeit – da ich noch sehr mit Verspannungen und Spasmen zu tun habe – gehe ich jetzt seit ein paar Wochen zu einer Schweizerin, die hier lebt. Sie hat andere spezielle Techniken, die mir in dieser Phase sehr gut helfen und hoffentlich so viele letzte Symptome, wie möglich beseitigen. Zudem hat sie mir sehr gute Übungen an die Hand gegeben, mit den ich die HWS stärken und die Symptome von meinem HWS-Syndrom lindern kann.
5. HWS-Syndrom und Auswirkungen auf den ganzen Körper
Ein HWS-Syndrom ist nicht ohne und beeinflusst den ganzen Körper. Eine instabile und geschädigte Halswirbelsäule belastet den Vagusnerv und kann ihn sowie alle weitere Nerven, die in dieser Körperregion verlaufen, negativ beeinflussen. Eine sog. Vagopathie kann eine Mitochondriopathie verursachen, das Verdauungssystem beeinträchtigen (Darm-Hirn-Achse), Migräne verursachen und neurodegenerative Erkrankungen fördern. Ich plane dazu einen extra Artikel. No pressure please!
6. Interview mit Hiếu
Hiếu und ich haben viel Zeit miteinander verbracht und dadurch, dass seine Praxis im Elternhaus ist, habe ich Einblicke in seinen Alltag und seine Arbeit bekommen.
Wir konnten uns kaum verständigen, doch die Sprache des Herzens hat das kompensiert. Es war eine sehr interessante – und aufgrund der Dauer natürlich intensive – Erfahrung für mich, die ich gern mit dir teilen möchte. Ich konnte Hiếu für ein Interview begeistern, das du im Folgeartikel lesen kannst. Bitte bedenke, dass der Prozess aufgrund der Sprachbarriere nicht ganz einfach war und der Google-Übersetzer in Vietnamesisch-Deutsch nicht sehr gut ist. Wir haben beide unser Bestes gegeben und das Ergebnis ließt du hier.
Viel Spaß!
