SIBO: Diagnostik und Behandlung

SIBO Diagnostik und Behandlung
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Anja

Ich gehe den schamanischen Weg, bin Bewusst-SEINS-forscherin, (Welten)Reisende und gesundheits-VER-rückt.

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Im ersten Teil meines Artikels zu SIBO (ließ hier) habe ich, erklärt, was genau es mit dieser Konstitution auf sich hat, welche Ursachen eine SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) haben kann und welche Symptome sie auslöst. Nun gebe ich dir einen Überblick über die Diagnostik und Behandlung bei einer Dünndarmfehlbesiedlung. So viel sei schon einmal gesagt: Die Behandlung einer SIBO kann, je nach Schwere und Art, langwierig und frustrierend sein. Disziplin, Konsequenz in der Umsetzung und Geduld sind gefragt. 

1. SIBO Diagnostik

Es gibt verschiedene Methoden eine SIBO festzustellen, doch der Goldstandard ist der Atemgastest, von dem es allerdings auch verschiedene Varianten gibt. 

1. 1. Invasive Methode: Dünndarmaspiratkulturen

Bei diesem invasiven Verfahren wird während einer Endoskopie Flüssigkeit aus dem Dünndarm entnommen und kultiviert, um eine bakterielle Überwucherung festzustellen. Hier kommt es allerdings durch Verunreinigungen aufgrund des Eingriffs zu oft zu Fehldiagnosen. Zudem wird die Probe im Zwölffingerdarm entnommen und ist daher nicht wirklich relevant für eine genaue Diagnose.

1. 2. Diagnostik per IBS-Bluttest

Hier werden Antikörper gegen das bakterielle Toxin Cytolethal Distending Toxin B (CdtB) und das Nervenprotein Vinculin im Dünndarm gemessen. Dieser Test erkennt nur eine solche SIBO, die sich nach einer bakteriellen Lebensmittelvergiftung entwickelt hat.

1. 3. Atemgastest zur Diagnose von SIBO

Allein der Atemgastest ist eine zuverlässige Methode, um die verschiedenen Formen einer SIBO zu diagnostizieren. Doch auch hier gibt es Unterschiede zu beachten, denn nur ein Testverfahren ist wirklich gut. 

1. 3. 1. Arten von Atemgastests bei SIBO

Es gibt Atemgastests auf Basis von Glucose, Fructose, Laktose oder Lactulose. Bereits eine Woche vor dem Test soll man die Einnahme von Prä- und Probiotika stoppen, falls man welche einnimmt. Das ist allerdings beim Florastatus Dickdarm auch so. Am Tag vor dem Test muss eine spezielle Diät eingehalten werden, die auf weißem Reis, Eiern und leichtem Fleisch oder Fisch basiert. Ist also nicht hart. Am Morgen des Tests nimmt man nüchtern die Glucose- oder Lactulose-Lösung zu sich und bläst über einen Zeitraum von drei Stunden Atemluft in sterile Röhrchen. Diese werden dann ans Labor gesendet und zeigen aufgrund der eingefangenen Gase die Art der SIBO an.

1. 3. 2. Nur der Lactulose-Atemgastest ist zuverlässig

Es ist wichtig, dass du dich für den Lactulose-Atemgastest entscheidest, da nur dieser eine SIBO wirklich zuverlässig anzeigen kann. Warum? Weil Lactulose den gesamten Dünndarm durchläuft. Normalerweise wird sie erst von den Bakterien im Dickdarm fermentiert. Bei einer SIBO beginnt die Fermentation bereits im Dünndarm, was die entsprechenden Gase Wasserstoff, Methan oder Schwefelwasserstoff erzeugt. Daraus ergibt sich dann dein SIBO-Typ (Wasserstoff-, Methan-, Schwefelwasserstoff- oder Mischtypen).

Fructose oder Laktose können genauso eine entsprechende Intoleranz anzeigen, die mit SIBO zu tun haben kann, jedoch nicht muss. Den Test auf Glucose zahlt zwar die Krankenkasse, doch der ist natürlich sinnlos, weil er lediglich eine SIBO im oberen Teil des Dünndarms anzeigt. SIBO kann auch ganz unten im Dünndarm sitzen und dafür braucht man den Lactulose-Test. Er kostet bei einem empfehlenswerten Anbieter abzüglich 10% Rabatt ca. 112€, ist also nicht billig. Zumal mehr als nur ein Test notwendig ist. 

1. 4. Welche Art von SIBO habe ich?

Wie geschrieben, zeigt dir der Atemgastest aufgrund der eingefangenen Gase die Art der SIBO an, unter der du leidest. Die in Deutschland verfügbaren Tests geben allerdings nur Aufschluss über Wasserstoff und Methan. In Amerika gibt es einen Test, der auch Schwefelwasserstoff beinhaltet. In Deutschland / Mitteleuropa muss aufgrund der Zusammensetzung der Gase und der vorliegenden Symptomatik der Rückschluss auf eine Schwefelwasserstoff-SIBO gezogen werden. Sehr oft zeigt das Ergebnis nicht nur ein Gas, sondern Wasserstoff und Methan in unterschiedlichen Anteilen an.

1. 5. IMO: Intestinal Methan Overgrowth

Neben der Methan-SIBO zeigt der besagte Atemgastest auch eine IMO an. Kurz für Intestinal Methan Overgrowth. Das gibt dir zusätzlich Aufschluss darüber, ob dein Dickdarm von methanbildenden Mikroorganismen besiedelt ist. Bei diesen Mikroorganismen handelt es sich meist um sog. „Archaeen”, die Methan als Stoffwechselprodukt produzieren. Sie können sowohl im Dünn- als auch im Dickdarm vorkommen. Archaeen sind keine Bakterien. 

Zu den Hauptverursachern einer IMO gehören Methanobrevibacter smithii, Methanomassiliicoccus und Methanosphaera stadtmaniae.

Archaeen spielen eine wichtige Rolle beim Abbau von Biomasse in anaeroben Umgebungen und befinden sich natürlicherweise im Darm. Bei einer Methan-SIBO oder einer IMO sind sie allerdings krankhaft vermehrt und fördern leider auch die Aktivität und Ansiedelung von krankmachenden Bakterien. 

2. Schweregrad und Ausprägung von SIBO

Wie ausgeprägt eine SIBO ist zeigt der Atemgastest. Je höher die gemessenen Werte, desto schwerer die Dysbiose – logisch.

Ein schneller Anstieg der Wasserstoff- und/oder Methanwerte innerhalb der ersten 90 bis 120 Minuten nach der Einnahme der Laktuloselösung deutet darauf hin, dass sich die SIBO im oberen Teil des Dünndarms befindet. Die Bakterien beginnen frühzeitig, die Laktulose abzubauen.

Ein späterer Anstieg der Gaskurve nach ca. 120 Minuten kann auf eine SIBO im unteren Dünndarm hindeuten.

Werden mehrere unterschiedliche Gase gemessen, liegt eine SIBO-Mischform vor. 

2. 1. Die verschiedenen SIBO-Typen

Es gibt drei verschiedene Arten von SIBO: 

  • Wasserstoff-SIBO
  • Methan-SIBO
  • Schwefelwasserstoff-SIBO
  • Mischtypen aus den drei Gasen, die häufig sind

Am einfachsten zu behandeln ist die Wasserstoff-SIBO. 

Darauf folgt die Methan-SIBO.

Am schwierigsten zu behandeln und am hartnäckigsten ist die Schwefelwasserstoff-SIBO.

3. Behandlung von SIBO

Die Behandlung von SIBO ist komplexer als die einer Dysbiose im Dickdarm. Ich schätze, das liegt auch daran, dass der Dünndarm ein empfindlicheres und „sterileres” Ökosystem ist, da er ja normalerweise eher arm an Bakterien ist. Darüber hinaus ist er oben und unten abgeschlossen und nicht erreichbar. Anders als der Dickdarm, der beispielsweise auch über eine Darmspülung behandelt werden kann. 

So oder so sind bei der Behandlung einer SIBO Geduld, Konsequenz, Resilienz und Durchhaltevermögen gefragt. Mehrere Behandlungszyklen sind sehr häufig, genauso wie Rückfälle und schlechte Tage während der Therapie. Das bedeutet dann auch mehrere Tests, um den Fortschritt zu überprüfen.

Das Gute: Die Therapie erfolgt – zumindest erstmal – mit rein natürlichen Mitteln! Du musst also keine chemischen Pharmazeutika einnehmen. Sehen wir uns das genauer an:

3. 1. Phytobiotika zur Behandlung von SIBO

Zu Beginn einer SIBO wird immer mit pflanzlichen Antibiotika, sog. Phytobiotika therapiert. Außer, der Betroffene hat so starke Symptome, dass er wirklich gar keine Lebensmittel mehr verträgt. Dazu später mehr. Der Vorteil von Phytobiotika ist, dass sie auch Biofilme lösen, den Schadbakterien verursachen. 

Auch bei den Phytobiotika sind Dosierung und Einnahmeschemata zu beachten. Zudem sollen sie einzeln und nacheinander eingesetzt werden, um Verträglichkeit und Wirksamkeit zu testen und zu verhindern, dass Resistenzen entstehen. 

Die Einnahmedauer beträgt bei jeder Runde 4 – 6 Wochen. Dann erfolgt ein sog. „Reizwechsel”, also der Umstieg auf einen anderen Wirkstoff. Ein ganz normales Vorgehen in der Phytotherapie.

Zu den Phytobiotika, die bei SIBO eingesetzt werden, gehören:

  • Oreganoöl: Studien belegen, dass ätherisches Oreganoöl hochgradig wirksam gegen pathogene Keime, auch solche im Darm, ist. Vergleichbar mit Antibiotika. Da es Schleimhäute reizen und verätzen kann, sollte es nur in Kapselform, am besten in magensaftresistenten Kapseln eingenommen werden, so dass das ätherische Öl erst im Dünndarm freigesetzt wird. Man riskiert sonst eine Gastritis. Oreganoöl hat sich bei allem Arten von SIBO in unterschiedlichen Dosierungen bewährt. *
  • Berberin: Berberin aus der Berberitze ist ein sehr potentes Phytobiotikum, birgt allerdings einige unerwünschte Nebenwirkungen, darunter: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blähungen, Ausschlag, Nesselsucht und mehr. Alles, was man nicht haben möchte, wen man sowieso schon mit Magen-Darm-Beschwerden zu kämpfen hat. **
  • Beerentraubenblätter (Uva Ursi): Bärentraubenblätter werden traditionell zur Behandlung von Harnwegsinfektionen eingesetzt. Ihre antibakterielle Wirkung beruht hauptsächlich auf dem Inhaltsstoff Arbutin. Zusätzlich enthalten Bärentraubenblätter Gerbstoffe und Flavonoide, die entzündungshemmende Eigenschaften besitzen und das Anhaften von Bakterien an die Schleimhäute der Harnwege erschweren. Die Wirksamkeit bei SIBO ist überwiegend durch Erfahrungswissenschaft denn durch Studien belegt, doch das ist entscheidend. 
  • Neem: Neemblatt-Extrakt ist ein sehr potentes und altbewährtes Naturheilmittel gegen eine Vielzahl von Keimen und Parasiten. Seine Wirkung ist in Studien belegt. Es wirkt allerdings auch recht aggressiv auf die Magenschleimhaut, weshalb auch hier zu Kapseln geraten ist und das am besten magensaftresistent. Ich konnte leider bisher kein magensaftresistentes Produkt finden. ***
  • Zimt: Zimt besitzt ebenfalls eine antibakterielle und antivirale Wirkung und hat sich bei der Behandlung von SIBO bewährt. ****

3. 2. Antibiotika zur Behandlung von SIBO

Das bewährte Antibiotikum bei SIBO ist Rifaximin. Genauer gesagt ist es ein Eubiotikum, sorgt also für ein Gleichgewicht im Darm, indem es nur die schädlichen Bakterien abtötet. Es gilt auch für Allergiker als sicher, provoziert selten Resistenzen und wirkt zudem antientzündlich. Die Eradikationsrate liegt bei um die 70%. 

Das sind keine 100%, weshalb es immer erst als letzte Lösung, wenn nichts mehr hilft, eingesetzt werden sollte. Außer in o. g. Notfall, wenn der Betroffene wirklich kaum noch etwas essen kann. Sonst sind die verbleibenden Bakterien resistent gegen die übrigen Maßnahmen und dir sind die Hände gebunden. 

Es gibt natürlich auch Alternativen zu Rifaximin, doch die haben alle die üblichen Nebenwirkungen und machen dazu viel im Darm kaputt.

3. 3. Prokinetika zur Behandlung von SIBO

Prokinetika sind Mittel, die die Peristaltik des Darms in Richtung Anus anregen. Sie sind also ein Mittel der Wahl, wenn starke Verstopfung im Spiel ist. Man sollte immer erst versuchen, die Verdauung mit natürlichen Maßnahmen, wie ausreichend Wasserzufuhr, Ballaststoffen, Bewegung und Entspannung anzuregen. Doch bei der Behandlung von SIBO ist es wichtig, dass der Stuhlgang täglich funktioniert. Was sowieso und immer wichtig ist!  

3. 4. Diäten bei SIBO

Kommen wir nun zum unangenehmsten Punkt bei der SIBO-Therapie: Die Ernährung. Während du bei einer Dysbiose im Dickdarm in der Regel ersetzen und auf gesund und munter umstellen musst, um deinen Darm ins Gleichgewicht zu bringen, geht es bei einer SIBO wirklich um Verzicht. Grundlage ist natürlich – wie immer – eine ausgewogene, gesunde Ernährung mit frischen Lebensmitteln, die alle wichtigen Makro- und Mikronährstoffe abdeckt. Bio soll sich bei SIBO auch bewährt haben, doch nicht jeder kann sich eine ausschließliche bio-Ernährung leisten. Wichtig ist wirklich, dass du dich um dein Essen kümmerst, frisch kochst und bei Snacks (Zuckriges) auf die Diät-Empfehlungen achtest.

3. 4. 1. Low FODMAP bei SIBO

Da ist sie wieder, die Low FODMAP-Ernährung. Wie du weißt, halte ich von ihr zur Therapie bei „Reizdarm” überhaupt nichts und das hat handfeste Gründe: Sie ist sinnlos, wenn sie nicht von einer phyto- oder antibiotischen Therapie begleitet wird. 

Low FODMAP-Ernährung bedeutet lediglich, dass du bestimmte Schadbakterien, die sich in diesem Fall im Dünndarm angesiedelt haben, aushungerst, indem du ihnen „Fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole” entziehst. Du wirst so allerdings keinen 100%igen Erfolg erreichen, plus, dass der sog. „Reizdarm” sehr wahrscheinlich eigentlich eine SIBO ist oder andere / weitere Ursachen hat. Und eine SIBO bedarf eben einer begleitenden Therapie mit Phyto- oder Antibiotika, bis die Schadbakterien auch wirklich eliminiert sind. So einfach ist das.

Es funktioniert jedoch auch nicht, nur die Phytobiotika zu nehmen. Diät und Phytotherapie gehen hier Hand in Hand. 

3. 4. 2. Bi-phasische Diät

Das ist eine Diät in zwei Phasen, die jeweils über sechs Wochen laufen. Sie kombiniert quasi mehrere Diätformen, auch das Low FODMAP-Prinzip ist Teil davon. Es gibt ganz genaue Anweisungen, was man essen darf und was nicht. 

3. 4. 3. Spezielle Kohlenhydratdiät

Hier sind nur spezielle Kohlenhydrate erlaubt und diese Diät bedeutet eine langfristige Umstellung. Komplexe Kohlenhydrate werden aussortiert und dafür einfache Kohlenhydrate gegessen. 

3. 4. 4. Elementar-Diät

Diese Diät ist nur für schwere SIBO-Fälle und wird sehr selten verordnet. Sie läuft für 2 – 3 Wochen unter ärztlicher Aufsicht und besteht aus Astronautenkost. Meine Tante hat sie vor und nach einer Magen-OP aufgrund von Speiseröhrenkrebs bekommen, bei der Teile des Magens nun als Speiseröhre dienen und selbiger daher stark verkleinert ist. Zuvor konnte sie aufgrund des Tumors in der Speiseröhre nur noch Brei schlucken. Diese Diät ist allerdings auch nicht das Wahre, da sie sehr viele Ballaststoffe, Zucker und Kohlenhydrate enthält. All das, was bei der Low FODMAP-Diät ausgeschlossen oder stark reduziert wird. 

3. 5. Darmsanierung / Darmaufbau bei SIBO?

Mit dem Darmaufbau wird erst begonnen, wenn die SIBO beseitigt ist. Denn sonst läuft man Gefahr, die Schadbakterien verfrüht anzufüttern, so dass sie sich wieder fröhlich im Dünndarm vermehren. Dann geht der ganze Behandlungszyklus von vorne los. Es läuft hier also ganz anders, als bei einer Dysbiose im Dickdarm, die sofort mit dem Darmaufbau mittels Pro- und Präbiotika beginnt:

4. SIBO Diagnose und Behandlung: Fazit

Ich hoffe, ich konnte dir einen guten Einblick in die Komplexität der Behandlung von SIBO geben. Sie ist wirklich total individuell, weil es nicht nur auf die Art der SIBO, sondern auch auf die Verträglichkeit der Maßnahmen und Lebensmittel ankommt. Gerade bei SIBO leiden die Betroffenen unter Unverträglichkeiten, was zu einer starken Einschränkung diverser Lebensmittel führen kann. 

Die Behandlung ist aber möglich. Sie erfordert – wie gesagt – nur sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen und sollte begleitet werden. Fertige Kuren gibt es auch hierfür, doch davon rate ich dringend ab.

Wenn du eine intensivere Erstberatung hierzu brauchst, buche gern meine „Quick Tipps-Session”.

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