SIBO – Was ist das? Definition, Ursachen, Symptome

SIBO Dünndarmfehlbesiedlung
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Anja

Ich gehe den schamanischen Weg, bin Bewusst-SEINS-forscherin, (Welten)Reisende und gesundheits-VER-rückt.

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Was ist SIBO und was genau hat es damit auf sich? In Deutschland kommt das Thema seit ca. einem Jahr vermehrt auf, in den USA und Australien ist man diesbezüglich schon lange gut informiert. SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) steht für Dünndarmfehlbesiedlung und bezeichnet die übermäßige Vermehrung von Bakterien im Dünndarm. Das führt zu gesundheitlichen Problemen und Symptomen, die fälschlicherweise als „Reizdarm” (Ausschlussdiagnose) diagnostiziert werden. Das Fatale daran: So wird die SIBO nicht therapiert, sondern im Laufe der Zeit nur schlimmer. In diesem Artikel erkläre ich dir alles, was du zunächst wissen musst: Definition, Ursachen, Symptome. Zu den entsprechenden Tests und Behandlungsmaßnahmen komme ich in Teil 2.   

1. Physiologie des Dünndarms

Um SIBO zu verstehen, müssen wir uns zuerst die Aufgaben und Funktionen des Dünndarms ansehen.

Der Dünndarm liegt zwischen Magen und Dickdarm. Im Vergleich zum Dickdarm, der eine hohe Anzahl verschiedener Bakterien beherbergt, ist der Dünndarm eher „spärlich” mit Bakterien besiedelt. Im oberen Abschnitt des Dünndarms, dem Zwölffingerdarm (Duodenum), leben hauptsächlich Laktobazillen und Streptokokken in geringer Anzahl. Die Bakteriendichte nimmt vom oberen zum unteren Dünndarm (Jejunum & Ileum mit Ileozökalklappe), leicht zu. Die Ileozökalklappe trennt den Dünndarm vom Dickdarm. Schließt sie nicht richtig, siedeln Bakterien vom Dick- in den Dünndarm über, was nicht sein soll.

Über verschiedene Mechanismen hält unser Körper das bakterielle Wachstum im Dünndarm unter Kontrolle:

  • Magen-Acidität (Magensäure): Der Magen produziert Salzsäure, die einen niedrigen pH-Wert erzeugt. Diese saure Umgebung tötet viele Bakterien ab, die mit der Nahrung aufgenommen werden, und verhindert so, dass sie in den Dünndarm gelangen.
  • Darmmotilität (Darmbewegung): Der gesamte Darm bewegt sich per wellen- und schlangenartiger Muskelbewegungen, genannt Peristaltik. Diese Bewegungen transportieren den Nahrungsbrei und sorgen außerdem dafür, Bakterien in Richtung Dickdarm zu befördern, wodurch eine übermäßige Ansammlung im Dünndarm verhindert wird.  
  • Immunsystem: Über den Magen-Darm-Trakt verteilt, schwerpunktmäßig im Dünndarm, befindet sich ein bedeutender Teil unseres Immunsystems (ca. 70 – 80%), das sogenannte darmassoziierte lymphatische Gewebe (GALT). Es erkennt und bekämpft schädliche Mikroorganismen und sorgt dafür, dass die Zusammensetzung der Darmflora im Gleichgewicht bleibt.

Diese Körperfunktionen sorgen dafür, dass die Magen-Darmgesundheit aufrecht erhalten wird und der Dünndarm frei von einer bakteriellen Überbesiedlung bleibt. Vorausgesetzt, alles funktioniert regelrecht.

2. Definition und Erklärung SIBO

Normalerweise ist der Dünndarm also im Vergleich zum Dickdarm relativ arm an Bakterien. Bei SIBO jedoch steigt die Bakterienzahl an, was zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen und auch Falschdiagnosen führen kann. Die Bakterien, die sich im Dünndarm ansiedeln, fermentieren Nahrung, was normalerweise erst im Dickdarm passieren sollte. So entstehen Gase. Im Dünndarm ist die Fermentation weniger ausgeprägt. Hier werden dafür die meisten Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Proteine und Fette) aber auch die Mikronährstoffe durch körpereigene Enzyme verdaut und direkt ins Blut aufgenommen.

2. 1. Es gibt drei verschiedene Arten von SIBO

  • Wasserstoff-SIBO (H2)
  • Methan-SIBO (CH4)
  • Schwefelwasserstoff-SIBO (H2S)
  • Darüber hinaus Mischtypen aus diesen Formen

Welche SIBO auftritt hängt davon ab, welche Arten von Bakterien sich ansiedeln und die entsprechenden Gase produzieren:

  • Wasserstoff: Die meisten Darmbakterien, hauptsächlich E. Coli, Klebsiella
  • Methan: Methanobrevibacter smithii (M. smithii)
  • Schwefelwasserstoff: Desulfovibrio, Fusobacterium varium, E. Coli, Klebsiella u. a., Backhefe

Die Schadbakterien überwuchern mit der Zeit die guten Keime, was den Zustand mehr und mehr verschlimmert. So kann es auch zu einer Dysbiose im Dickdarm kommen oder letztere verursacht zusätzlich eine SIBO.

3. Reizdarm oder SIBO?

Schätzungen zufolge haben etwa  70 – 80% der Betroffenen von „Reizdarm” eigentlich eine SIBO, die die klassisch definierten Reizdarmsymptome, wie Blähungen, Völlegefühl, Durchfall, Verstopfung, Aufstoßen oder Schmerzen verursacht. Ich kann es gar nicht oft genug sagen: Es gibt keinen Reizdarm! Es gibt Ursachen, die den Darm aus dem Gleichgewicht bringen und krank machen. SIBO zeigt das z. B. sehr deutlich. 

4. Ursachen und Risikofaktoren für SIBO

Verschiedene Schieflagen im Magen-Darm-Trakt können die Entstehung von SIBO begünstigen. Darunter: 

4. 1. Störungen der Magen-Darm-Motilität

Eine gestörte Beweglichkeit des Darms bedeutet, dass der Nahrungsbrei langsamer transportiert wird. Dies bietet Bakterien mehr Zeit, sich zu vermehren. Wenn du z. B. an chronischer Verstopfung leidest, weil deine Darmbewegungen nicht regelrecht verläuft, kann das eine SIBO fördern.

4. 2. Reduzierte Magensäureproduktion

Magensäure dient nicht nur dazu, unsere Nahrung zu zerkleinern und Nährstoffe aufzuspalten. Sie tötet auch Bakterien ab. Bei einer verminderten Magensäureproduktion können mehr Bakterien in den Dünndarm gelangen und dort wachsen. Das kann übrigens auch eine Magenschleimhautentzündung verursachen. Leider sehe ich in den Darmbefunden meiner Klienten ausschließlich eine verminderte Produktion von Verdauungssäften (Magensäure, Galle, Bauchspeichel) und auch ich selbst habe damit zu tun. Dabei achte ich auf Bitterstoffe, Bewegung und ein gesundes Gleichgewicht im Magen-Darm-Trakt. Wir sind heutzutage leider so vielen Schadfaktoren ausgesetzt und haben viel Stress, der die Magensäureproduktion ebenfalls verringert. Das tägliche Toxingemisch bringt unsere Körperfunktionen sehr durcheinander und wir müssen immer darauf achten, ein Gleichgewicht zu erhalten. So sehe ich das. Protonenpumpenhemmer fördern SIBO selbsterklärend. Mit dem Alter nimmt die Magensäureproduktion ebenfalls ab. 

4. 3. Anatomische Anomalien

Auch anatomische Veränderungen des Dünndarms können das Risiko für SIBO erhöhen. So z. B. Divertikel (Ausstülpungen der Darmwand), Narbengewebe nach Operationen oder Verengungen des Darms. Solche Strukturen können dazu führen, dass sich Nahrungsreste ansammeln und Bakterien ein ideales Umfeld zur Vermehrung bieten.  

4. 4. Immundefizite

Ein geschwächtes Immunsystem, bedingt durch Krankheiten oder bestimmte Therapien, kann das bakterielle Gleichgewicht im Dünndarm negativ beeinträchtigen, da der Körper Keime (Viren, Bakterien, Schimmelpilze) nicht mehr richtig eliminieren kann.

4. 5. Ernährung

Eine falsche Ernährung, wie z. B. mit viel Zucker, Gluten, Laktose oder künstlichen, verarbeiteten Lebensmitteln kann eine SIBO begünstigen.

5. Folgen einer bakteriellen Überwucherung im Dünndarm

Die übermäßige Bakterienanzahl im Dünndarm hat diverse negative Auswirkungen:

5. 1. Nährstoffmalabsorption durch SIBO

SIBO führt sehr häufig zu einem Mangel an verschiedenen Nährstoffen, da die übermäßigen Bakterien im Dünndarm die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen. Kurz: Sie essen sie auf und erfreuen sich dadurch besten Wachstums. Und dein Körper hat das Nachsehen. Die wichtigsten Nährstoffe, die bei SIBO häufig ins Defizit geraten, sind:

  • Vitamin B12: Die überwachsenen Bakterien können Vitamin B12 verstoffwechseln, was zu einem Mangel führt. Ein Mangel an Vitamin B12 kann Anämie und neurologische Probleme verursachen.
  • Eisen: Auch Eisen wird von den Bakterien aufgenommen, was zu einem Eisenmangel führen kann.
  • Zink: Das Mineral Zink steht dem Körper bei SIBO oft in nur unzureichenden Mengen zur Verfügung. Ein Zinkmangel kann das Immunsystem schwächen und die Wundheilung beeinträchtigen.
  • Fettlösliche Vitamine (A, D, E, K): Durch die Störung der Fettaufnahme aufgrund der bakteriellen Überwucherung kann es auch zu einem Mangel an fettlöslichen Vitaminen kommen.

5. 2. Abbau von Gallensäure

Bei SIBO stören die übermäßigen Bakterien im Dünndarm die Resorption von Gallensäuren. Das führt zum Verlust von Gallensäure im Verdauungsgeschehen, was wiederum zu einem Mangel an Gallensäuren führt. Das wiederum beeinträchtigt die Aufnahme von Fetten und fettlöslichen Vitaminen. Die veränderten Gallensäuren können zudem schädlich für die Darmschleimhaut sein und zu weiteren Komplikationen führen.

5. 3. Schädigung der Dünndarmschleimhaut

Die von den Bakterien produzierten Toxine und Stoffwechselprodukte können die Schleimhaut des Dünndarms reizen und schädigen, was die Aufnahme von Nährstoffen weiter beeinträchtigt und zu Entzündungen führt.

5. 4. Vergiftung des Körpers

Gerade die Schwefelwasserstoff-SIBO ist problematisch, da Schwefelwasserstoff ein sehr toxisches Gas ist. Der Körper produziert es zwar ganz natürlich, jedoch nur in sehr kleinen Mengen. Bei übermäßiger Produktion fühlen sich die Betroffen wie vergiftet mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, chronischer Müdigkeit, Kribbeln, schweren Allergien und Unverträglichkeiten, etc.. Sie vertragen zudem keine schwefelhaltigen Lebensmittel und Mikronährstoffe mehr, wie Zwiebeln oder Knoblauch und MSM oder Glutathion. Solltest du hier Probleme haben, kann das also ein Anzeichen für SIBO sein.

5. Typische SIBO-Symptome

SIBO weist eine ganze Reihe von Symptomen auf, die allerdings alle unspezifisch sind. Von typischen Magen-Darm-Symptomen, die, wie bereits gesagt, meist fälschlicherweise einem „Reizdarm” zugeordnet werden, über Symptomatiken, die den ganzen Körper betreffen. 

5. 1. Gastrointestinale Symptome bei SIBO

  • Blähungen: Das wohl häufigste Symptom von SIBO, wie auch von einer Dysbiose im Dickdarm. Besonders nach dem Verzehr von kohlenhydratreichen Mahlzeiten. Die Blähungen werden über den Tag mehr, da die Bakterien mehr und mehr Nahrung erhalten und Gase produzieren. 
  • Völlegefühl: Völlegefühl und Aufgeblähtsein, ohne die überschüssige Luft loszuwerden. Ebenso insbesondere nach dem Verzehr von kohlenhydratreichen Mahlzeiten.  
  • Roemheld-Syndrom: Starke Blähungen im Magen-Darm-Trakt, die auf das Herz drücken und bei den Betroffenen das Gefühl eines Herzinfarkts oder Panik verursachen. Auch Herz-Rhythmusstörungen können auftreten.
  • Durchfall: Chronischer, breiiger bis wässriger Stuhlgang aufgrund der vorliegenden Dysbiose.
  • Verstopfung: Ebenfalls ein typisches Symptom. Der Hang zu Blähungen oder Verstopfung hängt auch teilweise mit dem jeweiligen SIBO-Typ zusammen. 
  • Bauchschmerzen: Viele Betroffene haben Bauchschmerzen oder -krämpfe, die nach dem Essen auftreten.  

5. 2. Weitere Symptome im Körper

  • Übelkeit
  • Depression
  • Sodbrennen
  • Gewichtsverlust
  • (Chronische) Müdigkeit, Brainfog
  • Paradoxe Reaktion auf Kohlenhydrate

6. Dysbiose im Dickdarm oder SIBO?

Das ist leider nur über die jeweils vorhandenen Testmethoden zu ermitteln. Je nach Symptomatik sind beide Tests angeraten, wobei eine SIBO zuerst behandelt werden muss. Die jeweiligen Therapiemaßnahmen kannibalisieren sich teilweise. Bei einer SIBO dürfen z. B. keine Pro- und Präbiotika gegeben werden, da sie das Bakterienwachstum weiter befördern und Symptome verursachen. Bei einer Dysbiose im Dickdarm gibt man beide Präparate. 

7. Ein erster Überblick über SIBO

Ich hoffe, ich konnte dir einen ersten guten Überblick über SIBO geben. Im nächsten Teil des Artikels werde ich auf die entsprechenden Testmethoden und Therapiemöglichkeiten eingehen.

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