Die meisten reduzieren den Darm auf seine Verdauungstätigkeit, dabei leistet er für unseren gesamten Körper viel mehr als das. Es heißt ja nicht umsonst „der Darm ist der Sitz der Gesundheit”. Rund 70 – 80 Prozent unseres Immunsystems befinden sich im Darm. Milliarden von Mikroorganismen steuern Abläufe, die weit über die Verdauung von Nahrung hinausgehen. Unser Bauchhirn sendet über die Darm-Hirn-Achse mehr Signale an das Gehirn als anders herum. Besonders spannend und relevant ist auch der Zusammenhang Darm und Hormone. Vor allem bei uns Frauen, da unser hormonelles Gleichgewicht sehr sensibel auf innere und äußere Gegebenheiten reagiert. In diesem Artikel gebe ich dir die wichtigsten Infos zu diesem feinen Zusammenspiel. Kurz und verständlich. Falls du ein Mann bist: Ein weiterer Artikel folgt!
- 1. Wie beeinflusst der Darm die Hormone?
- 2. Die Darm-Hirn-Achse: So kommunizieren Nerven und Hormone
- 3. Darm und Hormone: Die weniger bekannte Verbindung
- 4. Ein gestörtes Darmmikrobiom beeinflusst den weiblichen Zyklus negativ
- 5. Ernährung und Hormonsystem: Ein feines Gleichgewicht
- 6. Zusammenfassung der typischen Symptome eines gestörten hormonellen Gleichgewichts bei Frauen durch einen geschädigten Darm
- 7. So bringst du Darm und Hormone wieder ins Gleichgewicht
- 8. Fazit: Dein Darm ist ein wichtiger Taktgeber deines Hormonhaushalts
1. Wie beeinflusst der Darm die Hormone?
Im hormonellen Kreislauf des Körpers hat der Darm verschiedene wichtige Aufgaben. Er steuert:
- Wie dein Zyklus verläuft
- Wie Hormone gebildet, aktiviert oder abgebaut werden
- Wie ausgeglichen dein Immunsystem auf hormonelle Veränderungen reagiert und schützt so vor Überreaktionen
- Wie gut du Nährstoffe aufnehmen kannst, die für die Hormonproduktion nötig sind
2. Die Darm-Hirn-Achse: So kommunizieren Nerven und Hormone
Der Darm wird nicht ohne Grund als „zweites Gehirn“ bezeichnet. Über das vegetative und enterische Nervensystem, vor allem den Vagusnerv, kommunizieren Darm und Gehirn direkt miteinander und tauschen auch Informationen aus, die hormonähnliche Wirkung haben oder hormonelle Prozesse beeinflussen. Diese Kommunikation verläuft biochemisch, elektrisch und immunologisch. Die Darm-Hirn-Achse beeinflusst also nicht nur unser Wohlbefinden, sondern auch unsere Hormonlage. Ein gestresster Darm kann so Stress im gesamten System auslösen und umgekehrt auch ein gestresstes Gehirn.
3. Darm und Hormone: Die weniger bekannte Verbindung
Was weniger bekannt ist: Der Darm spielt eine direkte Rolle bei der Herstellung, dem Abbau und der Regulierung von Hormonen. Unsere Mikrobiota, also das bakterielle Ökosystem im Darm, beeinflusst dabei wichtige hormonelle Prozesse. Ist das Mikrobiom gestört, kann das tiefgreifende Auswirkungen auf den weiblichen Zyklus, die Schilddrüse und den gesamten Hormonhaushalt haben.
3. 1. Dysbiose im Darm: Wenn die natürliche Balance der Bakterien kippt
Unser Mikrobiom besteht aus Billionen Mikroorganismen, die gemeinschaftlich im Darm zusammenleben. Es gibt die sog. „guten” und „schlechten” Mikroorganismen, wobei alle ihre Aufgaben und Berechtigung haben. Es geht hier um das natürliche Gleichgewicht. All diese Lebensformen verdauen unsere Nahrung, bilden Vitamine und Botenstoffe, unterstützen das Immunsystem und spielen eine Schlüsselrolle im Hormonstoffwechsel.
Eine Dysbiose beschreibt ein Ungleichgewicht zwischen diesen „guten“ und „schlechten“ Mikroorganismen. Typische Auslöser für eine Dysbiose sind unter anderem:
- Antibiotika
- Medikamente
- chronischer Stress
- Umweltgifte und Pestizide
- Schwermetalle (Amalgamfüllungen!)
- Schlechte Ernährung: zu wenig Ballaststoffe, stark verarbeitet, einseitig, Zucker, Zuckerersatzstoffe, Gluten, billige und zu viele Milchprodukte
Mögliche Folgen einer dauerhaften Dysbiose im Darm sind u. a.:
- Burnout
- Schlechter Schlaf
- Stress für das Immunsystem
- Störungen im Hormonhaushalt
- Neurodegenerative Erkrankungen
- Leaky gut: durchlässige Darmschleimhaut
- Psychisches Ungleichgewicht, Depressionen
- Leaky brain: durchlässige Blut-Hirn-Schranke
- Entzündungen im Darm: Morbus crohn, Colitis ulcerosa
- (Stille) Entzündungen im ganzen Körper: Gefäße, Lunge, Muskeln und Gelenke
3. 2. SIBO: Was passiert bei bakterieller Fehlbesiedlung im Dünndarm?
Bei SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) kommt es zu einer übermäßigen Besiedlung des Dünndarms mit Bakterien, die dort eigentlich nicht hingehören.
Diese Bakterien:
- stören die Aufnahme wichtiger Nährstoffe
- erhöhen Entzündungswerte im Körper (LPS, Leaky gut, Schleimhautreizungen)
- beeinflussen den Leberstoffwechsel, der wichtig für den Hormonabbau ist
- produzieren Gase (Methan, Wasserstoff, Schwefelwasserstoff), die zu Blähungen führen
Diese Dysbiosen können sich besonders bei Frauen bemerkbar machen, etwa durch:
- PMS
- Östrogendominanz
- Progesteronmangel
- Verlängerte oder verkürzte Zyklen
- Erschöpfung und Stimmungsschwankungen
3. 3. Welche Hormone werden im Darm gebildet oder beeinflusst?
Unser Darm beherbergt die sog. „neuroprotektive Mikrobiotia”. Das ist die Gruppe von Darmbakterien, die für die Produktion und Regulation unserer Neurotransmitter zuständig sind. Daneben gibt es das sog. „Östrobolom” und ganz allgemein die Teilhabe der Darmbakterien an Prozessen, die das hormonelle Gleichgewicht beeinflussen.
3. 3. 1. Serotonin: unser Glückshormon
Etwa 90 % des Serotonins werden im Darm produziert. Es beeinflusst nicht nur deine Stimmung, sondern auch deinen Schlaf und deinen Zyklus. Bei gestörter Darmflora kann es zu Symptomen wie Verstimmung, schlechtem Schlaf oder Zyklusproblemen kommen.
3. 3. 2. Dopamin und GABA
Auch Dopamin und GABA, ebenfalls sehr wichtige Neurotransmitter, werden teils im Darm gebildet. Dopamin ist unser Belohnungshormon, GABA ist zuständig für innere Ruhe, Ausgeglichenheit, Stressresilienz, Angstlösung und guten Schlaf. Nebenbei regulieren diese Botenstoffe den weiblichen Zyklus mit.
3. 3. 3. Östrogen-Recycling über den Darm (Östrobolom)
Das sogenannte Östrobolom bezeichnet die Gruppe von Darmbakterien, die am Abbau und an der Wiederverwertung von Östrogen beteiligt ist. Ist das Mikrobiom gestört, kann zu viel Östrogen reabsorbiert werden. Das führt zu Östrogendominanz, die Zyklusbeschwerden, Brustspannen und Gewichtszunahme fördern kann.
3. 3. 4. Schilddrüsenhormone
Der Darm hilft, inaktive Schilddrüsenhormone (T4) in die aktive Form (T3) umzuwandeln. Wenn der Darm gestört ist, leidet dieser Umwandlungsprozess. Die Folge ist eine Schilddrüsenunterfunktion mit Symptomen wie Müdigkeit, Erschöpfung, Muskelschwäche, Kälteempfindlichkeit, Haarausfall, etc. Auch bei Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto spielt die Gesundheit und Zusammensetzung des Mikrobioms eine entscheidende Rolle, da der Darm und die Schilddrüse in direkter Kommunikation stehen. Studien zeigen, dass spezielle Bakterienstämme und die Modulation des Mikrobioms die Beschwerden von hormonell bedingten Erkrankungen lindern können.
Merke: Wenn du deine Schilddrüsenwerte kontrollieren lässt, dann lass dir immer TSH, ft3 und ft4 abnehmen! Nur im Zusammenhang sind diese Werte aussagekräftig.
4. Ein gestörtes Darmmikrobiom beeinflusst den weiblichen Zyklus negativ
Du siehst jetzt schon, dass viele Faktoren an einem geregelten weiblichen Hormonhaushalt / Zyklus beteiligt sind. Und das schon alleine im Darm! Auch das ist ja nur ein Teil vom Ganzen. Erkennst du dich in den folgenden Punkten wieder?
- PMS, Zyklusunregelmäßigkeiten und Östrogendominanz: Bei Frauen mit einer Dysbiose kommt es häufig zu stärkeren PMS-Symptomen, verlängerten oder verkürzten Zyklen, Stimmungsschwankungen und Hautproblemen. Ursache kann ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron sein (relative oder absolute Östrogendominanz) mit dem Darm als Ursache oder einer der Ursachen.
- Progesteronmangel durch einen gestressten Darm: Entzündungen im Darm stressen selbigen auf Dauer, was zu einem relativen Progesteronmangel führen kann (Reizdarm). Dieses Hormon ist essenziell für einen stabilen Zyklus, gute Schlafqualität und emotionale Ausgeglichenheit. Ist es zu niedrig, überwiegt das Östrogen, was langfristig den gesamten Zyklus destabilisieren und ebenfalls zu Symptomen wie schlechtem Schlaf, Stimmungsschwankungen oder PMS führen kann.
5. Ernährung und Hormonsystem: Ein feines Gleichgewicht
Nicht überraschend ist die Tatsache, dass die Ernährung einen erheblichen EInfluss auf unser Hormonsystem hat. Am besten bekannt ist das wohl im Zusammenhang mit Diabetes (Insulin) oder Adipositas, wo im Lauf der Zeit durch die krankhafte Fettleibigkeit der Hormonstoffwechsel ebenfalls durcheinander kommt. Auch auf den weiblichen Zyklus hat die Ernährung Einfluss. Eine ausgewogene Ernährung, die das Körpergewicht reguliert und ausreichend Mikronährstoffe beinhaltet, wirkt unterstützend auf das Hormongleichgewicht. Beispielsweise zeigen Studien, dass Fett / Übergewicht, vor allem rund um den Bauch, die Produktion und Verfügbarkeit von Sexualhormonen wie Testosteron und Östrogen verändert. Vitamine (z.B. B6, D), Spurenelemente (z.B. Zink) und hochwertige Fettsäuren hingegen beeinflussen den Hormonhaushalt positiv.
5. 1. Kohlenhydrate & Hormonsystem: Low Carb kann für die Schilddrüse problematisch sein
Zu wenig Kohlenhydrate können die Cortisolproduktion erhöhen und die Konversion von T4 in T3 hemmen. Darunter fällt auch die ketogene Diät. Für Frauen ist eine langanhaltende Low-Carb-Diät oft problematisch, denn sie signalisiert dem Körper Hungersnot, was den Zyklus unterdrücken, ihn unregelmäßig machen oder den Eisprung hemmen kann. Außerdem kann der Progesteronspiegel sinken und es kann zu Symptomen wie Schlafstörungen, Stimmungstiefs und Erschöpfung kommen.
5. 2. Mangelernährung und die Nebenwirkungen auf den Zyklus
Nicht nur zu wenig Kalorien, auch Nährstoffmängel (z. B. Zink, Eisen, Magnesium, B-Vitamine) können die Hormonproduktion drosseln. Besonders bei SIBO oder Leaky Gut sind Aufnahme und Verwertung beeinträchtigt. Die Folge: Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Zyklusstörungen. In diesem Zusammenhang zu beachten sind natürlich auch Magersucht und Bulimie. Hier kann ich aus eigener Erfahrung sprechen, denn ich litt in meiner Jugend unter beiden Erkrankungen und es dauerte nicht lange, bis mein Zyklus ausblieb. Mein Gynäkologe verschrieb mir deswegen die Pille, um meine Periode künstlich einzuleiten. Leider habe ich sie viel zu lange eingenommen und habe sie vor vielen Jahren abgesetzt.
6. Zusammenfassung der typischen Symptome eines gestörten hormonellen Gleichgewichts bei Frauen durch einen geschädigten Darm
- Libidoverlust
- Schlafprobleme
- chronische Müdigkeit
- Schilddrüsenüberfunktion
- Schilddrüsenunterfunktion
- Hautprobleme (Akne, Ekzeme, trockene Haut)
- Stimmungsschwankungen oder depressive Verstimmungen
- Verdauungsbeschwerden (Blähungen, Durchfall, Verstopfung)
- Zyklusstörungen (unregelmäßige Periode, PMS, lange oder kurze Zyklen)
7. So bringst du Darm und Hormone wieder ins Gleichgewicht
Ein gesunder Darm hat nicht nur positiven Einfluss auf den Hormonhaushalt, sondern auf den gesamten Körper. Er sollte bei der Behandlung von körperlichen Erkrankungen – egal welchen – immer mitbedacht werden. So gehst du vor:
7. 1. Ursachen finden
Lass deinen Darm untersuchen: Florastatus oder Mikrobiomanalyse auf Dysbiose, Zonulin (Leaky Gut), bei entsprechenden Symptomen ein SIBO-Atemgastest. Nur wenn du weißt, woran es liegt, kannst du gezielt behandeln. Je nach Befunden ist eine Darmspiegelung angeraten, um Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa auszuschließen.
7. 2. Darmsanierung: Individuell und Schritt für Schritt
Eine gute Darmsanierung besteht aus:
- Einem vorangegangenen Test (siehe oben)
- Entsprechend passenden Pro- und Präbiotika und ggf. weiteren Mitteln zum gezielten Darmaufbau
- Einer individuell abgestimmten Ernährung
- Entzündungshemmenden Lebensmitteln und Supplementen (Omega-3, Kurkuma, Querzetin, Weihrauch, Kräuter, etc.)
- Dem Verzicht auf Zucker, Alkohol, unpasteurisierten Milchprodukten, Gluten und verarbeiteten Lebensmitteln
Ließ hier meinen ausführlichen Artikel, wie du eine Darmsanierung richtig machst:
7. 3. Hormonachse ganzheitlich regulieren
- Schilddrüse therapieren bei Über- oder Unterfunktion
- Stressreduktion (Meditation, Atemarbeit, Schlafhygiene)
- Leber entlasten (Mariendistel, Artischocke, Bitterstoffe, Ernährung, kein Alkohol)
- Ausreichend Nährstoffe über echte Lebensmittel und gezielte Supplementierung
8. Fazit: Dein Darm ist ein wichtiger Taktgeber deines Hormonhaushalts
Wenn du das Gefühl hast, dein Zyklus macht, was er will, PMS dich jeden Monat trifft oder du „einfach nur müde“ bist, lohnt sich ein Blick auf Schilddrüse und Darm. Darm und Hormone hängen eng zusammen und dein Bauch hat oft mehr zu sagen, als du denkst. Mit einer gezielten Darmsanierung, nährstoffreicher Ernährung, einem angepassten Lebensstil und einer starken Schilddrüse kannst du dein hormonelles Gleichgewicht auf natürlichem Weg wiederfinden.
Achtung: Das gilt natürlich nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer! Ein weiterer Artikel zum Thema folgt.
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Interconnected Health: The Synergy of Hormones, Gut, and Immune Function
The Gut Microbiome and Female Health
The impact of the gut microbiota on the reproductive and metabolic endocrine system
The Gut Microbiome and Sex Hormone-Related Diseases
The relationships between the gut microbiota and its metabolites with thyroid diseases
Thyroid-Gut-Axis: How Does the Microbiota Influence Thyroid Function?
FAQ: Häufige Fragen zu Darm und Hormonen
Was hat der Darm mit Hormonen zu tun?
Der Darm reguliert über Bakterien und Enzyme die Bildung, Aktivierung und den Abbau vieler Hormone, darunter Östrogen, Serotonin und Schilddrüsenhormone.
Welche Symptome sprechen für eine hormonelle Dysbalance durch den Darm?
Verdauungsprobleme, PMS, Zyklusschwankungen, Erschöpfung, Hautprobleme und Stimmungsschwankungen.
Wie kann ich meinen Darm bei hormonellen Problemen unterstützen?
Mit einer gezielten Darmsanierung, Pro- und Präbiotika, ballaststoffreicher Ernährung, ggf. SIBO-Therapie, Stressmanagement und Leberentlastung.
Was sollte ich bei Low-Carb-Diäten beachten?
Low-Carb-Diäten sind nicht für eine dauerhafte Durchführung geeignet. Der Körper braucht Kohlenhydrate, um Schilddrüsenhomone umzuwandeln. Ein Mangel an Kohlenhydraten führt zudem zu Cortisolstress. Achte auf ausreichende Kohlenhydrate, vor allem bei Kinderwunsch, Stress oder Schilddrüsenproblemen. Dein Körper braucht Energie.
Wie lange dauert eine Darmsanierung?
Das hängt von der Schwere der Dysbiose/SIBO ab. In der Regel 3 bis 12 Monate.