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Chorizo in Gemüsesuppe im Dschungel – Introspektion

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Anja

Ich gehe den schamanischen Weg, bin Bewusst-SEINS-forscherin, (Welten)Reisende und gesundheits-VER-rückt.

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Zwei Monate im kolumbianischen Dschungel. Welche Prozesse hat dieses Leben in mir angestoßen?

1. Große Veränderungen seit 2020

Die letzten sechs Jahre waren die wohl herausfordernsten meines Lebens. 2020 hat mein Körper mit einem Burnout die Notbremse gezogen und noch nicht wieder gelöst. In Zeiten wie diesen ist Regeneration nahezu unmöglich. 2021 dann der große Bruch: Wir haben haben unsere Wohnung aufgelöst, unser Hab und Gut verkauft und Deutschland den Rücken gekehrt, um in ein neues Leben als digitale Nomaden aufzubrechen. Ganz bewusst, wenn auch zu einem guten Teil aus der Not und nicht mehr nur aus Lust und Laune am Reisen heraus. Nach zweieinhalb Monaten viel Stress, nochmal einer Menge Ärger und noch mehr Papierkram in Paraguay sind wir in Kolumbien angekommen und haben uns nach einem kurzen Flirt mit Cartagena im Bergdschungel, der Sierra Nevada de Santa Marta verkrochen, um den Trubel der Außenwelt hinter uns zu lassen.

2. Je dichter der Dschungel desto drückender die Themen 

Wir sind hierher gekommen, um dem äußeren Lärm zu entfliehen. Je nachdem, was man mitbringt und wie sehr man hinsieht und sich darauf einlässt, desto tosender wird der innere Lärm. Je länger man im Dschungel bleibt, abseits der Zivilisation, mit all den neuen Herausforderungen, mitten im neuen Nomadenleben, in täglicher drückender Hitze, mit jeder Menge Moskitos, Ameisen und sonstigen Krabbeltieren, desto mehr Emotionen und Gedanken steigen auf. In einer Dichte und Intensität, die ganz schön anstrengend werden kann. Der Wald und die Berge, so fühlt es sich bisweilen an, sind unerbittlich. Sie türmen sich links, recht, vorne und hinten auf, versperren die Sicht auf den Horizont. Vereinen sich in den Gipfeln mit den Wolken, so dass oft dichter Dunst den Himmel ausgraut. Sie schicken Schwüle in die Täler und kühle Winde in die höheren Ebenen. 

3. Life is a Gemüsesuppe

In Deutschland und auch in Paraguay hatte ich nie Zeit, mich wirklich intensiv mit meinem Innenleben zu befassen, weil immer nur Störgeräusche von Außen kamen. Die gibt es hier auch, aber nicht so viel, andauernd und intensiv. Viel, andauernd und intensiv werden hingegen die inneren Themen, die Schatten, die nun Schritt für Schritt ihren Raum einfordern und mich immer lauter anplärren. „ANJAAAAA! Leg den Laptop und das Handy weg! Vergiss die Website, Instagram, YouTube und was du sonst noch Arbeit nennst und sieh uns an! Alles andere ist unwichtig!“ Nicht, dass ich das nicht zuvor auch schon getan hätte, doch hier bekommt die innere Arbeit eine ganz andere Qualität. Ich komme gar nicht mehr aus. Ich bin ein Stück Chorizo in einer bunten Gemüsesuppe und der Koch rührt gerade kräftig um. Mit Koch meine ich das Universum, die große Energie, die Göttlichkeit, die unsere Geschicke lenkt. 

4. Ein Silberstreifen über den Berggipfeln? 

All die Dunkelheit, Trauer, Ängste, all der mentale Wahnsinn – all die Schatten – die in meinem Körper und meinem Energiefeld gespeichert sind, brechen sich auf einmal Bahn und fordern ihren Platz auf der großen Bühne des seelischen, psychischen und geistigen Kuriositätenkabinetts. All das, was ich jetzt schon seit Jahren mit schamanischer Arbeit, Meditation, Meisterpflanzen, etc. beleuchte und behandle ist so präsent und deutlich bei mir wie nie zuvor. Kann das endlich der Beginn einer Zeitenwende für mich sein? Habe ich endlich, hier in den Bergen, den Gipfel meiner jahrelangen Arbeit erreicht? Ich stehe oben in den Wolken, im Dunst. Eine Wolke nach der anderen in den verschiedensten Formen zieht an mir vorbei. Ich versuche sie zu greifen, will NOCH etwas genauer hinsehen. Doch schon weht der Wind das nächste Thema herbei. Puh! Anstrengend! Was denn noch? Eins nach dem anderen? Unmöglich. Alles zusammen? Vielleicht. Denn letztlich hängt alles mit allem zusammen und nichts ist voneinander getrennt. Auch nicht unsere Gedanken, Emotionen, körperlichen und seelischen Ungleichgewichte. Es ist ein Himmel mit vielen Wolken die ein Bild ergeben. 

Exkurs

An dieser Stelle denke ich gerade wieder an die Menschen, die gern sagen: „Also ich habe gar nicht so viele Probleme wie du. Mir geht es gut, da gibt es nichts zu bearbeiten.“ Die dir damit das Gefühl geben, du wärst hier der Psycho. Der Sonderfall. Der verlorene Posten. Der Sündenbock für die größere Misere. Menschen, die so etwas sagen, sind noch niemals in ihrem Leben auf wirkliche, intensive Innenschau gegangen, um sich mal genauer anzusehen, was da im Energiefeld, der Psyche und der Seele so alles schlummert. Schattenarbeit nennt man das. Wir alle tragen Schatten in uns, doch die wenigsten sehen sie (wollen sie sehen). Und aus dieser eindimensionalen, oberflächlichen Perspektive lässt sich immer vortrefflich über Menschen wie mich / uns urteilen. Liebe Betroffene: Lasst euch davon bitte nicht verunsichern und von eurem Ziel abbringen! Der Weg den ihr geht, mag zehrend und anstrengend sein und für die meisten im Außen nur verrückt und unverständlich aussehen. Doch es ist der einzig zielführende hin zum Erwachen. Bleibt stark und ver-rückt! 

5. Zu viele Köche verderben die Suppe 

Die wunderbare Natur kann sehr, sehr anstrengend sein, wenn man ihr ausgesetzt ist. Und hier im Dschungel ist man vielem ausgesetzt. Für mich ist das hier trotzdem noch absolut machbar. Wenn ich auch ehrlicherweise zugeben muss, dass zu diesem Zeitpunkt (nach sieben Wochen) der Lagerkoller einsetzt. Nicht zuletzt der veränderten Situation mit mehr Besuchern auf dem Grundstück geschuldet. Sie sind laut und stören die Ruhe. Und glaub mir – das fällt hier umso mehr auf als an anderen Orten und nervt dann ordentlich, denn man ist ja für etwas bestimmtes, die Ruhe und Entspannung – hergekommen. Interkulturelle, aber auch Differenzen, was das Verständnis von Geschäftsführung angeht. Auch das ist leider Teil des Prozesses. Für andere Besucher sind ein paar Tage hier schon der blanke Horror. Weil so gut wie alle Annehmlichkeiten fehlen und vieles nicht funktioniert. Man ist hier schon froh über einen Kühlschrank der kalt bleibt, Strom der nicht ausfällt, ein einigermaßen bequemes Bett und am wichtigsten ist eh das Mückennetz. 

6. Was bedeutet Naturverbundenheit?

Diese Frage beschäftigt mich hier wirklich sehr. Für mich bedeutet Naturverbundenheit ganz als erstes mal, die Natur zu lieben, sie zu achten, sich gern in ihr aufzuhalten, mit ihr zu arbeiten und unnötige Zerstörung und Verschmutzung zu vermeiden. Die Sierra leidet unter Abholzung und den Grundstücken der Menschen hier. Sie waschen und spülen mit Chemikalien und alles (Ab)wasser landet in Sickergruben oder gleich gar nicht unter der Erde, sondern am Hang. In der Nähe fließt der Fluss, dessen Wasser sie verwenden. Die Art, wie manche Aussteiger hier leben, lässt mich teils staunen. Leben in einfachen, schnell zusammengeschusterten Hütten. Gringos, die das Weite gesucht haben. Aber ist eine Holzhütte auf einem Grundstück im Dschungel gleichbedeutend mit Verbundenheit zur Natur? Oder bedeutet das einzig, dass man mit der Außenwelt und vielen anderen Dingen abgeschlossen hat? Dieselben Leute schlagen zum Beispiel auch ihre Hunde. Ein Fragezeichen Jagd das nächste. Wie naturverbunden und achtsam ist das? Es fehlt dann an anderen Enden und ich merke, dass Vergleiche zu nichts führen. Wie immer hat ja jeder seine eigenen Ansichten. 

Die vielen Moskitostiche jucken wieder und ich verfluche sie. Wie viele Ameisen habe ich hier schon weggefegt und den Abfluss runtergespült, weil sie mich nerven, im Weg sind, mich beißen und mein Essen essen? Dabei bin ich hier der Eindringling und töte, was das Vorrecht an diesem Fleckchen Erde hat. Was an Eingriff ist notwendig, was ist übertrieben? Wieviel Natur bin ich? Wieviel Abgeschiedenheit bin ich? Wieviel im Einklang bin ich? Wieviel davon kann ich überhaupt sein? Muss ich sein? Die Frage nach der Natur und mir wird hier sehr dringlich. Zum jetzigen Zeitpunkt deckt sich mein Empfinden mit der Erkenntnis, die ich schon seit Jahren mit mir herumtrage: Ein Leben in der Natur. Abgeschieden aber nicht einsam. Komfortabler und nicht so extrem allem ausgesetzt, wie hier. Und natürlich mit Meer vor dem Herzen und dem Wald gern im Rücken. Meine Seele gehört ans Meer. Das hat sich hier nur umso mehr bestätigt. Die Energie am Meer ist eine ganz andere. Ich brauche die Weite, den Blick in die Ferne, die frische Brise.

Ich kann mir eingestehen, dass das Maximum an Naturverbundenheit, so zu leben wie die letzten indigenen Völker dieser Erde, nichts für mich ist. Ich möchte ein schönes Haus mit diversen Annehmlichkeiten, möchte alles weniger beschwerlich haben und nicht jeden Tag für jeden Handgriff extra viel Arbeitszeit aufwenden. Check, in diesem Punkt zumindest jetzt schon Klarheit und Bestätigung meiner Annahmen. 

7. Gegenwehr zwecklos

Ab einem gewissen Punkt des Energiestaus kann man nur noch loslassen, da alles aufbäumen nichts bringt. Hier wahrscheinlich noch weniger als irgendwo sonst. Denn hier gelten die Gesetze der Natur. Niemand hier kann sich 100%ig vor ihr absichern und abschotten. Doch genau hierin liegt ja auch die Lösung und das, was ich brauche: Zulassen. Nicht mehr wehren. Ansehen. Beobachten. Nicht festhalten. Vorbeiziehen lassen. Frieden schließen. Erkenntnisse gewinnen. Loslassen. Kolibris beobachten. 

Der Dschungel hat mich ein Stück auf meinem Weg begleitet und mir geholfen. Obwohl da dieses bohrende Gefühl ist, dass ich nicht tief genug eingetaucht bin. Wieder Vorwürfe, wieder Geißelung. Vielleicht bin ich nicht so tief eingetaucht, wie sich das mit meiner persönlicher Vorstellung deckt. Doch ich habe das mir mögliche getan und letztlich bin ich nicht umsonst an diesem Fleckchen Erde gelandet.

Der Dschungel, der Wald, konfrontiert dich mit dir selbst.

Vorausgesetzt, du willst dich sehen und kennenlernen. 

Was das Meer und die Wellen mir bewusst gemacht haben.

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