Migrating Motor Complex (MMC): Taktgeber unserer Verdauung

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Anja

Ich gehe den schamanischen Weg, bin Bewusst-SEINS-forscherin, (Welten)Reisende und gesundheits-VER-rückt.

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Grrrrrrr. Wenn du Hunger hast, knurrt dein Magen. Doch dieses Magenknurren, das du zwischen den Mahlzeiten hörst und spürst, ist nicht nur ein Zeichen von Hunger. Es ist Ausdruck eines komplexen und essenziellen physiologischen Prozesses, dem „Migrating Motor Complex” (MMC). Der MMC spielt eine zentrale Rolle in unserer Verdauung, indem er den Magen-Darm-Trakt zwischen den Mahlzeiten reinigt und auf die nächste Nahrungsaufnahme vorbereitet. Störungen des MMC können zu Verdauungsbeschwerden und Folgeerkrankungen des Magen-Darm-Trakts führen. Natürlich kannst du den Migrating Motor Complex auch wieder ins Gleichgewicht bringen

1. Was ist der Migrating Motor Complex (MMC)?

Der MMC ist ein zyklisches Muster von Muskelkontraktionen, das im nüchternen Zustand alle 90 bis 230 Minuten auftritt. Er durchläuft vier Phasen, wobei die dritte Phase aus intensiven Muskelkontraktionen besteht, die oft als Magenknurren wahrgenommen werden. Diese Kontraktionen beginnen im Magen oder Zwölffingerdarm (Duodenum) und wandern weiter durch den Dünndarm, um unverdauliche Nahrungsrückstände und Bakterien in den Dickdarm zu transportieren. 

2. Die vier Phasen des Migrating Motor Complex

  • Phase I: Ruhephase ohne Kontraktionen.

  • Phase II: Zunahme der elektrischen Aktivität und vereinzelte Kontraktionen.

  • Phase III: Intensive Kontraktionen, die für das „Magenknurren“ verantwortlich sind.

  • Phase IV: Übergang zurück zur Ruhephase.

Diese Phasen werden durch komplexe Wechselwirkungen zwischen dem enterischen Nervensystem (siehe auch Darm-Hirn-Achse). und Hormonen wie Motilin, Ghrelin und Somatostatin reguliert.

3. Steuerung des MMC: Zusammenspiel von Hormonen und Nerven

Die Regulation des MMC ist komplex und beinhaltet sowohl hormonelle als auch neuronale Komponenten. 

  • Motilin: Das Hormon wird hauptsächlich im Zwölffingerdarm freigesetzt und spielt eine Schlüsselrolle bei der Initiierung der Phase-III-Kontraktionen des MMC 

  • Serotonin (5-HT): Serotonin moduliert die Aktivität des MMC. Eine erhöhte Serotoninkonzentration im Zwölffingerdarm fördert die Freisetzung von Motilin, was wiederum die Aktivität des MMC steigert.  

  • Vagusnerv: Der Vagusnerv ist besonders für die Steuerung des MMC im Bereich des Magens verantwortlich. Eine Unterbrechung der Vagusaktivität (Stress, Cortisol!) kann die MMC-Aktivität im Magen beeinträchtigen, während die Aktivität im Dünndarm erhalten bleibt.

4. Die Bedeutung von Motilin für den Körper

Das Hormon Motilin erfüllt neben der Steuerung der Magen-Darm-Motilität weitere wichtige Funktionen im Körper.

  • Wirkung im zentralen Nervensystem (ZNS): Motilin ist nicht nur im Verdauungstrakt aktiv, sondern auch im zentralen Nervensystem. Motilin kann im ZNS die Kontraktionen der Harnblase hemmen, was darauf hindeutet, dass es an der Regulation der Blasenfunktion beteiligt ist. 

  • Appetitregulation: Motilin beeinflusst das Hungergefühl. Studien zeigen, dass Phase-III-Kontraktionen des Migrating Motor Complex, die durch Motilin induziert wurden, das Hungergefühl auslösen.

  • Stimulation von Verdauungssekreten: Motilin fördert die Sekretion verschiedener Verdauungsenzyme und -hormone: 

  • Pepsin: Motilin stimuliert die Produktion von Pepsin (Eiweißverdauung) in den Hauptzellen des Magens. 

  • Pankreatisches Polypeptid und Somatostatin: Motilin regt die Freisetzung dieser Hormone aus der Bauchspeicheldrüse an. 

  • Gallenblasenkontraktion: Motilin induziert die Kontraktion der Gallenblase und fördert so die Freisetzung von Galle in den Zwölffingerdarm. 

5. Stress und der MMC: Eine empfindliche Balance

Stress hat einen sehr starken Einfluss auf den MMC. Studien zeigen, dass akustischer Stress die Phase-III-Aktivität im Magen unterdrücken kann, ohne die Aktivität im Dünndarm zu beeinflussen. Diese Störung des MMC wird durch eine reduzierte Aktivität des Vagusnervs und eine erhöhte Aktivität des sympathischen Nervensystems (Fight & Flight) ausgelöst.

6. Symptome eines gestörten Migrating Motor Complex

Ein gestörter MMC kann zu funktioneller Dyspepsie führen, also Verdauungsstörungen, für die erstmal keine physischen Ursachen gefunden werden: Übelkeit, Völlegefühl, Aufstoßen, Bauchschmerzen.

7. Folgeerkrankungen eines gestörten Migrating Motor Complex

Ein chronisch gestörter MMC kann verschiedene gastrointestinalen Erkrankungen nach sich ziehen:

  • Gastroparese: Verzögerte Magenentleerung, die eine (chronische) Gastritis nach sich ziehen kann.

  • (Chronische) Gastritis: Verursacht durch die verzögerte Magenentleerung, da die Nahrung zu lange im Magen verbleibt.

  • Reizdarmsyndrom (IBS): Unregelmäßigkeiten im MMC können einen Reizdarm (IBS) begünstigen, insbesondere bei Reizdarm vom Typ Verstopfung. Wobei hier die Entstehung einer Dysbiose zu beachten ist.

  • Dysbiosen: Ein gestörter MMC kann die Entstehung von Dysbiosen ganz allgemein begünstigen.

8. Maßnahmen, um einen gestörten MMC ins Gleichgewicht zu bringen

Es gibt verschiedene Wege, den MMC wieder zum Laufen zu bringen und wie du sicher bereits ahnst, eignet sich eine holistische Herangehensweise am besten. 

8. 1. Essenspausen einhalten

Damit der MMC überhaupt gestartet wird, ist es wichtig, dass du zwischen den Mahlzeiten und Snacks 3 – 5 Stunden nüchtern bist. Jede Kalorienaufnahme, auch süße Getränke, stoppen und verzögern den MMC.

8. 2. Nicht zu viel auf einmal trinken

Du kannst und sollst über den Tag verteilt Wasser und ungesüßten Tee trinken. Wenn du zu viel auf einmal trinkst und der Magen zu sehr gedehnt wird, vermittelt das allerdings ein Verdauungs-Signal und der MMC kann stoppen und verzögert werden. 

8. 3. Stressmanagement und Stress reduzieren

Wie du nun gelernt hast, ist der MMC abhängig vom Vagusnerv. Es ist also essenziell, aus dem Fight & Flight-Modus rauszukommen und den Vagusnerv zu stimulieren. Vor allem nach dem Essen solltest du dich für wenigstens 15 Minuten entspannen und deinem Magen Zeit zur Verdauung geben. Hier findest du z. B. kleine Übungen, um den Vagusnerv zu aktivieren. In meinem Artikel zur Burnout-Prävention findest du ebenfalls viele Tipps, die nicht nur bei Burnout hilfreich sind. In meinem Artikel „Natürliche Methoden zur Förderung der Darmgesundheit” kannst du dir ebenfalls Inspirationen holen. 

8. 4. Regelmäßige Bewegung

Bewegung ist essenziell für die Förderung der Magen-Darm-Motilität. Studien, die einen direkten Einfluss auf den MMC belegen, sind begrenzt. Doch Bewegung wirkt sich positiv auf den ganzen Körper positiv aus: Vagusnerv, Gehirn, Herz-Kreislauf-Gesundheit, Verdauung, etc. Warum dann nicht auch auf den MMC?

8. 5. Ausreichender und erholsamer Schlaf

Schläfst du wirklich gut? Unser ganzer Körper regeneriert sich im Schlaf und entgiftet auch währenddessen. Zudem ist während des Schlafs der Parasympathikus aktiv – oder sollte er zumindest sein – zu dem auch der Vagusnerv gehört. Achte auf deine Schlaf-Hygiene und deinen Schlaf-Wach-Rhythmus.

8. 6. Ballaststoffreiche Ernährung

Eine ballaststoffreiche Ernährung ist essenziell für die Darmgesundheit und fördert die Magen-Darm-Motilität. 

8. 7. Darmsanierung

Auch die Zusammensetzung der Bakterien in unserem Mikrobiom spielt eine Rolle bei der Magen-Darm-Motilität. Ein Überschuss an Methanbildnern beispielsweise, wie Methanobrevibacter smithii kann durch zu viel Gasproduktion die Darmmotilität lahmlegen, was das gesamte System aus dem Gleichgewicht bringt. Es hängt alles zusammen. Hier findest du eine Anleitung zur Darmsanierung mit den Grundlagen, die du beachten musst.

8. 8. Prokinetika, um den MMC anzuregen

Die Schulmedizin setzt chemische Prokinetika ein, um die MMC-Aktivität zu stimulieren, insbesondere bei Gastroparese (Magenlähmung). Sogar Erythromycin, was eigentlich ein Antibiotikum ist und somit eine Menge Nebenwirkungen nach sich zieht.

Natürliche Prokinetika Ballaststoffe Ingwer Artischocke

Es gibt natürlich auch pflanzliche Prokinetika, die vorzuziehen sind:

  • Ingwer

  • Artischocke (Bitterstoffe)

  • Pfefferminze

  • Kümmel

  • Fenchel

  • Flohsamenschalen

Diese werden besser in Form von Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen, um eine wirksame und standardisierte Dosierung zu gewährleisten. Es spricht natürlich nichts dagegen, diese Pflanzen in naturform in die tägliche Ernährung einzubinden.

9. Fazit: Der MMC ist unser innerer Reinigungsmechanismus

Der Migrating Motor Complex ist ein essenzieller Bestandteil unseres Verdauungssystems. Er sorgt für die Reinigung des Magen-Darm-Trakts zwischen den Mahlzeiten und bereitet ihn auf die nächste Nahrungsaufnahme vor. Zudem sorgt er damit für die Gesunderhaltung unseres Magen-Darm-Systems. Beobachte bewusst, ob du deinen MMC wahrnimmst, oder ob du eher das Gefühl hast, dass er gestört oder lahmgelegt ist. In letzterem Fall hast du jetzt einige Werkzeuge an der Hand, mit denen du deinen MMC wieder auf Trab bringen kannst. 

Wenn du an einer Beratung zur Darmgesundheit interessiert bist, schau bei meinen Beratungsangeboten vorbei. 

Wissenschaftliche Quellen

The migrating motor complex: control mechanisms and its role in health and disease

Mechanism of interdigestive migrating motor complex

Motilin acts within the CNS to inhibit urinary bladder contractions

The motilin receptor agonist erythromycin stimulates hunger and food intake through a cholinergic pathway

Physiology, Motilin

Physiological functions and potential clinical applications of motilin

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